Impuls vom 01.08.2022
Ort des geteilten Mut und des geteilten Zweifels
"Auf Dauer gibt es Glauben ohne Kirche nicht. Glaube und Hoffnung sind zu schwer für den einzelnen. Man muss sich vergesellschaften, um zu leben. Man muss die Bilder, die Geschichten und die Lieder der Hoffnung teilen, um sie hören und singen zu können. Die Kirche als der Ort des geteilten Mut und des geteilten Zweifels.
Viele von uns, die sich als Christen bekennen, die Kirche, den Gottesdienst und die Zugehörigkeit zu einer Gemeinde aber nicht mehr wollen, leben noch davon, dass es diese Kirche einmal gegeben hat für sie. Dort haben sie die Psalmverse gelehrt, die ihnen etwas bedeuten; dort haben sie die Bilder gelernt, von denen sie leben und ihr Leben gestalten.
Was aber wird aus unseren Kindern, wenn sie solche Stellen der Prägung gar nicht mehr kennen? Welche Lieder werden sie singen, und welche Geschichten werden ihnen einfallen in den Zeiten der Kargheit?
Ich habe den Eindruck, wir tun alles, um unseren Kindern das äußere Leben zu ermöglichen, fast nichts aber, um sie spirituell zu ernähren. Wir erschöpfen uns darin, uns unsere Wunden zu lecken, die diese Kirche uns vielleicht einmal geschlagen hat."
(Fulbert Steffensky, Das Haus, das die Träume verwaltet, Echter Verlag 1998)