Impuls vom 04.04.2022

Die Wunden der Gewalttat

Jesus widerstand der Versuchung, mit Macht die Welt in Ordnung zu bringen, mit Macht die so genannten »klaren Verhältnisse« zu schaffen. Das Kreuz bringt ans Licht, was im Menschen steckt: das ganze Ausmaß der Gewalttätigkeit in uns und um uns. Gott hält sich die Wunden der Gewalttat nicht vom Leibe, er trägt sie selbst; und er hat die Kraft, sie zu verwandeln - so wahr Jesus von den Toten auferweckt ist.

Das Kreuz offenbart, wozu menschliche Gewalttätigkeit fähig ist. Und es offenbart zugleich Gottes Gewaltfreiheit. Er beantwortet die Gewalttätigkeit dieser Welt nicht mit noch größerer Gewalt. Er setzt ihr das ohnmächtig mächtige Zeichen der Gewaltlosigkeit entgegen und überwindet die Gewalt. Wir sind nicht mit Gewalt erlöst, nicht durch die Liebe zur Macht, sondern durch die Macht der Liebe.

(in: Franz Kamphaus, Um Gottes willen - Leben. Einsprüche. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2004)