Impuls vom 19.01.2025
Wohlwollen
Mitgefühl ist das, was erst eine Gesellschaft menschlich macht. Unbarmherzigkeit vergiftet die Gesellschaft und uns selbst. Ich liebe das Wort von André Heller, der von der "Weltmuttersprache Mitgefühl" gesprochen hat. Sie verstehen alle Menschen. Sie muss nicht erlernt werden. Sie schenkt Vertrauen und Zuversicht. Sie macht uns bewusst, dass wir eine Menschheitsfamilie sind, alle aufeinander angewiesen, wir brauchen einander: Lassen wir uns nicht auseinanderdividieren, bei allen Unterschieden und Konflikten. Jesus sagt es ganz einfach: "Liebt einander!"
Ich danke Ihnen allen für das Wohlwollen, das Sie mir erweisen. Mein größter Wunsch: Das gegenseitige Wohlwollen soll nie verloren gehen, auch wenn wir miteinander Konflikte haben. Die Italiener sagen, wenn sie gegenseitig ihre Liebe ausdrücken: "Ti voglio bene!" - "Ich will Dir gut!". Wohlwollen einander zu schenken...
Schwestern und Brüder! Wenn es stimmt, dass Gott die Liebe ist, dann kann er nur Wohlwollen sein, grenzenloses Wohlwollen. Aber dann werden Sie mich fragen - und ich frage mich selbst: Warum gibt es dann so viel Not und Leid und Hass in der Welt? Wo ist da Gott? Er ist in unserem Wohlwollen, das wir einander schenken! Ti voglio bene! Amen.
(Kardinal Christoph Schönborn beim Dankgottesdienst am 18. Januar 2025 im Wiener Stephansdom)